50 Jahre Kunstschaffen von Willi Keller geehrt
Am 4. November zeichnete die Rheintaler Kulturstiftung im Kinotheater Madlen in Heerbrugg den Marbacher Künstler, Willi Keller, mit dem „Goldiga Törgga“ aus.
Willi Keller, langjähriges, prägendes kulturelles Wirken
Willi Kellers Bilder orientieren sich nicht an Trends und Moden. Willi Kellers Eigenständigkeit und Eigenwilligkeit spiegeln sich auch in seinen Bildern. Dies zeigt sich bereits in den zeitkritischen Zeichnungen der 1970er-Jahre. Als er sich später der Malerei zuwendet, entwickelt Keller, unbeeinflusst durch aktuelle Strömungen wie die neoexpressive Malerei der 1980er-Jahre seine altmeisterliche Lasurtechnik. Sie verleiht den Gemälden ihre ganz besondere atmosphärische Wirkung. Er sieht den Sinn der Kunst nicht im Abmalen der Wirklichkeit, sondern darin, das zu malen, was man nicht sieht, aber zu sehen wünscht. Wer sich auf Willi Kellers Malerei einlässt, findet Zugang zur ganz eigenen geheimnisvolle Bilderwelt und Poesie dieses grossen Künstlers. Er ist „un artiste hors-les-normes“, zudem ein Mensch mit grossem Tiefgang, ein grossartiger Fotograf und Textkreateur.
Ein Leben der Kunst gewidmet
Der 78-jährige Künstler wurde im Kanton Schaffhausen geboren und besuchte als junger Mann die Kunstgewerbeschule Zürich, 1975/76 folgte ein Studium der Druckgrafik. Willi Keller liess sich 1963 zum Psychiatriepfleger ausbilden. Neun Jahre lang arbeitete er in der Psychiatrie, dann folgte er seiner wahren Berufung: der Kunst. In den 70er Jahren sind aus seiner Hand vor allem Zeichnungen, Lithografien und Radierungen entstanden. Danach hat er sich der Malerei zugewandt und seinen unverwechselbaren Stil entwickelt. Allen Bildern gemeinsam ist ihr Schweben zwischen präziser Detailwiedergabe und realitätsferner, traumhafter Gesamterscheinung – immer das Weite suchend. Die im Frühjahr 2022 im Chronos-Verlag erschienene Publikation über Willi Keller beleuchtet seine Malerei der letzten dreissig Jahre.
Aber auch als Fotograf hat sich Willi Keller einen Namen gemacht. So entstand 2021 die Ausstellung «Durch die Linse» im Museum im Lagerhaus St. Gallen mit Fotografien von Willi Keller und Roland Schneider. Die vielbeachtete Fotoausstellung wurde in verschiedenen Museen der Deutschschweiz gezeigt.
Preisverleihung im Madlen
«Treten wir näher, treten wir zurück!» Unter dieses Motto stellte Ruth Erat ihre Laudatio auf Willi Keller. «Willi Keller hat ein grosses eigenes Werk geschaffen und arbeitet weiter daran», so Ruth Erat. Sie schaute genau auf die Bilder des Künstlers. In denen sie auch eine Kritik des in Zeiten von Facebook und Instagram verbreiteten heutigen Subjektivismus sieht. «Kunst fordert von uns andere Perspektiven. Und sie hält uns so vor Augen, was zu fragen, zu erkennen, zu tun wäre.“ so Erats Worte. Bereits eingangs der Preisverleihung hatte Christa Köppel als Präsidentin der Rheintaler Kulturstiftung das Schaffen von Willi Keller hervorgehoben. „Der diesjährige Preisträger Willi Keller orientiert sich nicht an Trends und Moden“, erläuterte Christa Keller die Entscheidung der Jury, die der Kulturstiftung jedes Jahr eine Auswahl von 1-3 Künstlern zur Wahl vorlegt. „Er ist über Jahrzehnte hinweg mit Mut und Innovationskraft eigenwillig und ohne Kompromiss seinen Weg gegangen.“ Die Dankesrede des Geehrten bei der Preisverleihung war kurz, kam aber von Herzen. „Ich bin völlig überwältigt!“. Dies nahm man dem gerührte, die grosse Bühne nicht gewohnten Willi Keller ab. Die Entdeckung des Abends waren die drei Musiker des „Dani Rieser Trios“. Bestehend aus Pianist Dani Rieser, Mario Söldi an den Drums und David Mäder am Kontrabass sorgten sie für die musikalische Umrahmung der Preisverleihung mit klangvollen, rythmischen Jazz-Eigenkompositionen. Beim anschliessenden Apéro riche konnte man mit den vielen Gästen ins Gespräch kommen. Darunter ganz viele treue Besucher der jährlichen Preisverleihung. Auch die für Kultur zuständige Regierungsrätin, Laura Bucher, liess sich diesen Abend im Madlen nicht nehmen.
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